
"Autismus on the road" - eine Reise zu mehr Verständnis und Akzeptanz von Menschen im Autismus-Spektrum
Heute ist Welt-Autismus-Tag! Der Regionalverband autismus Ostwestfalen-Lippe e.V. möchte diesen alljährlichen Aktionstag nutzen, um über Autismus zu informieren und aufzuklären sowie auf die Lebenssituation von Menschen im Autismus-Spektrum und Möglichkeiten der Unterstützung aufmerksam zu machen. „Aber nicht nur an diesem Tag, sondern an jedem anderen auch, ist es für unsere Klientel wichtig, von der Gesellschaft gesehen und mit ihren vielfältigen Bedürfnissen und Ressourcen wahrgenommen zu werden. Dafür beziehen wir bei unserer Arbeit ihre Familien, ihren Freundeskreis und professionelle Begleitpersonen mit ein", so Andrea Höner, Geschäftsführung des Vereins.
Autismus tritt in unterschiedlichen Ausprägungen auf, daher spricht man von einem Spektrum. Nach heutigem Wissensstand ist etwa ein Prozent der Bevölkerung - das sind in Deutschland rund 800.000 Menschen - von dieser tiefgreifenden Entwicklungsstörung betroffen. Autist*innen erscheint die Welt um sie herum fremd, das Verhalten ihrer Mitmenschen können sie nur schwer einschätzen. Von Geburt an haben sie eine andere Wahrnehmung und verarbeiten Informationen anders als sogenannte neurotypische Menschen. Viele reagieren überempfindlich auf Reize wie grelles Licht, laute Geräusche, Gerüche oder Berührungen. „Ein Besuch im Supermarkt oder die Fahrt in einer vollen Straßenbahn werden da schnell zu einer enormen Belastung", erklärt Bettina Mester, seit 25 Jahren Therapeutin im Autismus-Therapie-Zentrum in der Bleichstraße in Bielefeld.
Zudem beeinträchtigt Autismus die soziale Kommunikation und Interaktion. Daher sehen sich Menschen im Autismus-Spektrum im Alltag mit vielen Herausforderungen konfrontiert - sei es in der Schule, im Berufsleben oder im sozialen Miteinander. Trotz steigender Aufklärung gibt es immer noch viele Vorurteile, Missverständnisse und Barrieren. Bettina Mester: „Bei meiner Arbeit sehe ich mich als soziale Dolmetscherin, Entwicklungsbegleiterin und Brückenbauerin in einer Person. Mit meinen Klient*innen und ihrem Umfeld befinde ich mich auf einer inneren und äußeren Entdeckungsreise zu sich selbst und zu mehr Verständnis über Autismus."
Um die Bedürfnisse autistischer Menschen besser wahrnehmen zu können und ihre gesellschaftliche Teilhabe zu fördern, ist es wichtig, ihre Stärken und Fähigkeiten zu sehen und nicht nur ihre Defizite. „In der Therapie versuche ich, die Welt durch die Augen meiner Klient*innen zu betrachten. Dieser Perspektivwechsel ist immer wieder bereichernd. Auch die Eltern rege ich dazu an, damit sie das Verhalten ihres Kindes besser verstehen können", erläutert Bettina Mester ihre Vorgehensweise. In der Therapie entwickelt sie gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungsansätze und alltagspraktische Handlungsstrategien, um beispielsweise Konflikte im Familienleben und in der Schule zu reduzieren. „Was sich entwickeln möchte, braucht jedoch Sicherheit und Zeit - zwei wichtige Aspekte meiner Arbeit", ergänzt sie.
Dazu gehören auch die Vernetzung und der kontinuierliche Austausch mit Angehörigen und weiteren Bezugspersonen sowie mit Anlauf- und Beratungsstellen. Als Leistungserbringer möchte der Verein seine Aufklärungs- und Lobbyarbeit weiter vorantreiben. Andrea Höner: „Unser Verein ist landes- und bundesweit tätig. Wir engagieren uns politisch für die Interessen von Menschen im Autismus-Spektrum. Ob Therapie, Gruppenangebote, Schulbegleitung oder ambulante Betreuung - mit unserer Arbeit verhelfen wir ihnen zu einem selbstbestimmteren Leben. Davon profitiert nicht nur die Einzelperson, sondern auch unsere Gesellschaft."
Ein Plädoyer für mehr Akzeptanz im Umgang miteinander ist auch der Film, den wir in diesem Jahr anlässlich des Welt-Autismus-Tages zeigen. „Ezra - eine Familiengeschichte" ist ein berührendes Roadmovie über die Kraft der Liebe zwischen Vater und Sohn. Unseren Filmabend mit anschließender Diskussion und Infostand im Kinofoyer veranstalten wir am Dienstag, 02. April 2025, wieder im Lichtwerk-Kino im Ravensberger Park in Bielefeld. Die Tickets kaufen Sie am besten direkt online, so ist Ihnen Ihr Platz im Kino sicher!
Kartenvorverkauf unter folgendem Link:
Filme | Lichtwerk & Kamera (arthousekinos-bielefeld.de)
Der Film startet um 19 Uhr in zwei Kinosälen. Bereits ab 18 Uhr können Sie unseren Infostand im Kino-Foyer besuchen und sich mit unseren Mitarbeitenden austauschen. Materialien rund ums Thema Autismus liegen aus, Sie können sich alles in Ruhe anschauen.
Direkt im Anschluss an den Film gibt es eine Diskussionsrunde: Bettina Mester (Autismus-Therapie-Zentrum Bielefeld-Mitte), ihr ehemaliger Klient Robert (26 Jahre, Justizbeschäftigter) und Nihan (18 Jahre, Gymnasiastin), eine Klientin aus dem Autismus-Spektrum, freuen sich auf Ihre Fragen rund ums Thema Autismus.
Gut zu wissen!
Die Vereinten Nationen (UNO) haben den Welt-Autismus-Tag (World Autism Awareness Day) am 18. Dezember 2007 beschlossen und 2008 erstmals veranstaltet. Er ist auch als Welttag der Aufklärung über Autismus bekannt. Mit besonderen Aktionen soll das Bewusstsein für Autismus gesteigert und Vorurteile abgebaut werden. Dazu gehört auch die Aktion "Light it up blue", bei der Wahrzeichen auf der ganzen Welt blau beleuchtet werden, um Solidarität mit Menschen aus dem Autismus-Spektrum zu zeigen.